Gründonnerstag/Hoher Donnerstag Sakrament der Liebe - Eucharistie und FusswaschungGrün-Donnerstag ist die liturgische Farbe Weiss: Festfarbe, denn das Weinen hat ein Ende und der Weg zur österlichen Freude kann beginnen ... Die Bezeichnung Gründonnerstag kommt möglicherweise vom mittelhochdeutschen Wort gronan (= weinen, klagen), das heute noch als grinen / greinen in gewissen Dialekten lebendig ist, und bezieht sich auf jene Gläubige, die früher in der römischen Kirche während der Quadragesima, der vierzigtätigen vorösterlichen Zeit, öffentlich Busse taten. Diese Büsser oder „Weinenden" wurden am Donnerstag vor Ostern wieder in die Gemeinde aufgenommen. Das Ende der österlichen Busszeit ...Am Gründonnerstag (und nicht erst mit dem Karfreitag!) geht die österliche Busszeit zu Ende. Das Alte wird endgültig abgeschlossen, denn mit Ostern beginnt etwas ganz Neues. Darum weiht der Bischof in der Chrisammesse am Vormittag neue Öle, die für die Sakramente und Weihen während dem Jahr in seinem Bistum benötigt werden. Darum auch muss der Tabernakel leer sein, bevor mit der Abendmesse die drei österlichen Tage beginnen. Zum Zeichen der Verbundenheit mit dem Bischof nehmen an der Chrisammesse nach Möglichkeit alle Priester des Bistums teil; Vertreter aus den Bistumsregionen konzelebrieren. Die Chrisammesse kann auch einige Tage vorverlegt werden. ... und der Beginn der Heiligen drei TageGemäss jüdisch-antiker Vorstellung beginnt ein Tag bereits am Vorabend bei Sonnenuntergang. Diese Tradition finden wir an den Sonntagen und Hochfesten wieder, die am Vorabend mit der ersten Vesper eröffnet werden. Entsprechend bildet die Abendmesse vom Gründonnerstag den Auftakt zum Höhepunkt des Kirchenjahres, zu den drei österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn. Der Eröffnungvers der Messe zeigt bereits programmatisch, dass es ein einziges Geschehen ist, was wir hier feiern: „Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben. Durch ihn sind wir erlöst und befreit." (vgl. Galaterbrief 4,16). So wie es kein Ostern ohne den Durchgang durch Leiden und Sterben gibt, so gibt es keinen Karfreitag ohne die sichere Hoffnung auf das Licht eines neuen Lebens. „Es gibt keine grössere Liebe..."Die Abendmesse des Gründonnerstags wird zum Gedächtnis an das Letzte Abendmahl Jesu gefeiert. Die Lesungen aus dem Brief des Apostels Paulus an die Korinther und aus dem Johannesevangelium berichten von diesem Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern vor seinem Leiden und Sterben gehalten hat. Was ein Mensch kurz vor seinem Abschied sagt und tut, das ist seinen Freunden als Vermächtnis und Auftrag wichtig und heilig. Dies gilt auch für die Jünger Jesu und für jene, denen die Worte und Taten des Herrn überliefert wurden, für die Kirche. Der einleitende Vers aus der Evangelienperikope macht deutlich, dass Jesus das, was ihm widerfahren wird, bewusst und aus Liebe zu den Seinen auf sich nimmt: „Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war ... Da er die Seinen ... liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung." (Johannes 13,1). Jesus hat entschieden, nicht nur für die Menschen zu leben, sondern auch für sie zu sterben. Sein Tod soll zur Gabe des Lebens werden. Denn er weiss: „Es gibt keine grössere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt." (Johannes 15,13). Die hingebende und dienende Liebe Jesu ist denn auch das zentrale Motiv der Abendmahlsmesse vom Gründonnerstag. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch die liturgischen Gebete und Gesänge und kommt zeichenhaft zum Ausdruck in der Einsetzung der Eucharistie und in der Fusswaschung. Weil Weiss die Farbe der Hochfeste und Christusfeste ist und das Gedenken an Christus im Mittelpunkt dieser Feier steht, ist die liturgische Farbe für diesen Tag Weiss. „Tut dies zu meinem Gedächtnis"Im Abschiedsmahl mit den Jüngern nimmt Jesus seine Hingabe am Kreuz zeichenhaft vorweg. In den Gestalten von Brot und Wein schenkt er ihnen sein Leben. Und er beauftragt sie, nach seinem Tod dieses Mahl als Gedächtnis zu feiern. Dabei knüpft er an das jüdische Paschamahl an, das den Exodus einleitete, den Auszugs und die Befreiung des jüdischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten. Jesus versteht seinen Tod als neuen, endgültigen Exodus, als Durchgang und Befreiung zum Leben. „Liebet einander, wie ich euch geliebt"Das Johannesevangelium berichtet davon, dass Jesus beim letzten Mahl den Jüngern die Füsse gewaschen hat. Diesen Dienst taten üblicherweise nur die Sklaven. Jesus macht ihn zum Zeichen einer Liebe, die sich im selbstlosen Dienst am Nächsten bewähren soll. „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe." (Johannes 13,15). Das Gebot der Nächstenliebe, das Jesus den Jüngern gibt, geht in der Gründonnerstagsmesse der Verkündigung des Evangeliums als Ruf voraus: „Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben." (Johannes 13,34). Es gab und gibt zu allen Zeiten die vielfältigsten Formen und Wege, einander einen geschwisterlichen Liebesdienst zu erweisen. Die Kirche hat aber das biblische Zeichen der Fusswaschung (vgl. auch Genesis 18,4) stets in Ehren gehalten. In klösterlichen Gemeinschaft wurde die Fusswaschung an Gästen, Armen und Kranken zusammen mit einer Bewirtung und mit Almosengaben praktiziert. Ab dem 7. Jahrhundert ist eine Fusswaschung am Gründonnerstag bekannt, spätestens ab dem 10. Jahrhundert findet sie in Klöstern und Kathedralkirchen im Rahmen einer liturgischen Feier statt. Eine Antiphon, die zur Fusswaschung gesungen wird, beginnt mit den Worten „mandatum novum" (Ein neues Gebot gebe ich euch), was der Fusswaschung den Namen Mandatum gab. Grün als Zeichen eines NeubeginnsDas Gedächtnis an das Letzte Abendmahl mit der Einsetzung der Eucharistie und der Fusswaschung ist Ausdruck und Aktualisierung der liebenden Hingabe Jesu, die sich in seinem Tod vollendet. Anteil am „Gastmahl der Liebe" hat aber nur, wer die Liebe Jesu annimmt, wer sich lieben lässt. Das macht Jesus dem Petrus klar, der sich zunächst weigert, sich von ihm die Füsse waschen zu lassen: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir." (Johannes 13,8). Josef-Anton Willa
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Stichwort
Geistlicher Impuls„Und wenn wir beim Vorgehen zur Kommunion beten ‚An Deinem Letzten Abendmahl, o Sohn Gottes, nimm mich heute als Teilnehmer auf', dann ist die Identifikation dessen, was heute vollzogen wird, mit dem, was damals vollzogen wurde, Wirklichkeit im vollen Sinn des Wortes, für heute sind wir im selben Reich und um den selben Tisch versammelt, an dem einst in der nächtlichen Feier Christus unter jenen war, die ‚er liebte bis zum Ende'."Alexander Schmemann (1921-1983), russ.-orth. Theologe LesetippMartin Stuflesser / Stephan Winter, Geladen zum Tisch des Herrn. Die Feier der Eucharistie. Regensburg: Friedrich Pustet, 2004 (Grundkurs Liturgie 3) bes. 19-62. Musik„Wo Güte ist und Liebe ..." Die Abendmahlsmesse am Gründonnerstag kennt ein typisches Lied, das früher während der Fusswaschung gesungen wurde und heute als Gesang zur Gabenbereitung vorgesehen ist. Es stammt aus dem 8. Jahrhundert und lässt sich vom 1. Johannesbrief inspirieren. Der Kehrvers lautet: „Ubi caritas et amor, Deus ibi est", in deutscher Übersetzung: „Wo Güte ist und Liebe, da ist Gott" (KG 253). Eine ältere Version, die vom heutigen römischen Messbuch übernommen wurde, lautet: „Ubi caritas est vera, Deus ibi est" (Wo die Liebe echt ist, da ist Gott). Eine deutsche Übertragung des Textes findet sich im Messbuch. Auch das KG bietet eine singbare deutschsprachige Version (253; Melodie der Strophen im Cantionale). AblaufMesse vom Letzten Abendmahl 1. Eröffnung
2. Wortgottesdienst
3. Fusswaschung (fakultativ)
4. Eucharistiefeier
5. Übertragung des Allerheiligsten
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