Heilige Drei Koenige thumbErscheinung des Herrn 6.1.

Nun kommt der Heiden Heiland

Also Könige waren es nicht, Heiden aber schon. Auch mit dem Stern ist das so eine Sache, doch ein Licht ist ihnen aufgegangen. Das veränderte ihr Leben.

Drei Könige aus Saba?

Die Bilder sind vertraut: Drei Männer in prächtigen Gewändern mit Kronen nähern sich dem Jesuskind, das auf dem Schoss Mariens thront. Der älteste der drei Männer beugt sich verehrend nieder, hält seine Gabe in der Hand oder hat sie schon vor dem Kind niedergelegt. In manchen Krippen werden die Könige von einem ganzen Hofstaat umgeben. Kamele, gar Elefanten befinden sich unter ihren Reittieren. Offenbar entstammen sie fernen Gegenden. Viel schlichter heißt es beim Evangelisten Matthäus: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem." (Matthäus 2,1) Und als sie endlich das Kind gefunden haben „holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar." (Matthäus 2,11) Von Königen keine Spur: Sterndeuter, griechisch magoi, Magier waren sie.

Wieviele Magier es waren, erfahren wir in der Bibel nicht. Doch schon Anfang des 3. Jahrhunderts spricht der Theologe Origenes wegen der drei Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe von drei Männern. Noch etwas früher finden wir den ersten Hinweis auf die Sterndeuter als Könige. Tertullian, ein Theologe und Kirchenschriftsteller, hört gleich zwei alttestamentliche Texte mit, wenn er die Erzählung von den Magiern liest: „Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben." (Psalm 72,10) Und: „Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz. ... Zahllose Kamele bedecken dein Land, Dromedare aus Midian und Efa. Sie alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn." (Jesaja 60,3.6)

Da Weihrauch und Gold wahrlich keine Gaben einfacher Leute waren, lag es sozusagen nahe, die Sterndeuter mit den reichen Königen von Saba als Könige zu identifizieren. Stammte Jesus aber nicht aus ganz normalen Verhältnissen? War er nicht Kind eines Handwerkers, des Zimmermanns Josef? Was ist aus den kostbaren Gaben geworden, die der Familie auf Jahre hin ein gutes Einkommen beschert hätten? Sind nicht auch die Gaben dem Alten Testament entnommen und fern der historischen Wirklichkeit? Der Zweifel ist begründet. Worauf aber sollen die Gaben den Blick lenken? Folgen wir zunächst dem Stern!

Der Stern von Betlehem

Der Stern führt die mit der Botschaft der Sterne vertrauten Magier aus ihrem Land fort. Er lenkt den Blick erst östlich nach Jerusalem, ändert dann aber seine Richtung und zieht ihnen in das südlich von Jerusalem gelegene Betlehem voran. Als Kepler († 1630) die seltene, nur alle 794 Jahre wiederkehrende große Konjunktion von Jupiter und Saturn für das Jahr 7 v. Chr. errechnete, glaubte er, den Stern entdeckt zu haben, von dem das Matthäusevangelium erzählt. Da Herodes bereits 4. v. Chr. gestorben ist, konnte das, chronologisch gesehen, durchaus sein. Allerdings spricht Matthäus hier nicht von einem Sternbild, sondern von einem Einzelstern und zeigt auch kein Interesse an astronomischen Phänomenen. Dennoch führt der Stern nicht nur die Magier, sondern auch uns, nämlich zum neugeborenen König und damit zum richtigen Verständnis des Evangeliums und darin auch zum Fest Erscheinung des Herrn.

Der neugeborene König

Über dem Kind bleibt der Stern stehen. Matthäus gibt damit einen doppelten Hinweis: das Kind ist der Israel verheissene König und es ist gleichzeitig König der Völker. Im Alten Testament verheisst der wie die Magier aus dem Osten kommende Seher Bileam: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel." (Numeri 24,17) Stern und Zepter sagen dasselbe: Ein Herrscher wird erstehen in Israel. Für den Evangelisten Matthäus ist Jesus dieser lange angekündigte messianische Herrscher, der Israel verheissene König. Darauf deutet auch die Geburt in Betlehem hin. Betlehem ist die Stadt Davids. Hier wurde David berufen zum König, der hernach in der Königsstadt Jerusalem herrschte. Doch nicht nur die jüdisch-alttestamentliche Erwartung erfüllte sich nach dem Verständnis des Matthäus, sondern noch viel mehr die der heidnisch-antiken Welt. Wer sich das Stehenbleiben des Sternes über dem Kind bildlich vorstellt und das mit antiken Münzen vergleicht, wird das Bild verstehen: über dem Haupt von Königen und Kaisern steht ein Stern. Die Mythologie spricht vom Aufgehen eines Sterns bei der Geburt Alexanders d. Gr., Cäsars, des Kaisers Augustus. So zeigt auch hier der Stern: Jesus ist der neugeborene König der Juden. Ihn suchen die Magier aus dem Osten in Jerusalem. Darauf lenkt Matthäus durch den Stern unseren Blick.

Matthäus und die Heiden

Fragen wir nun noch einmal nach dem historischen Gehalt und berücksichtigen wir dabei die Situation, in die hinein der Evangelist Matthäus spricht. Um das Jahr 80 n. Chr. adressiert er eine Gemeinde im syrischen Raum, die in heftiger Kontroverse zum pharisäisch-rabbischen Judentum lebt. Die Christen dieser Gemeinde wollen wissen: Wieso findet Israel den Weg zu Jesus nicht? Warum erkennen stattdessen immer mehr Christen aus der heidnischen Welt Jesus als den gesuchten Retter? Matthäus antwortet mit der Geschichte von den Sterndeutern aus dem Osten: Von Anfang an wenden sich auch Fremde, Nichtjuden, Heiden verehrend Jesus zu. Sie erkennen in ihm den Friedenskönig, weil Gott selber sie durch den Stern geführt hat. Die Kirche wird daher notwendig aus Judenchristen und Heidenchristen bestehen. Die Magier stehen also für die Heidenchristen, die Jesus als den neuen König erkannt haben.

Kirche aus den Heiden

Als in Rom das Fest Erscheinung des Herrn mit dem Evangelium von den Sterndeutern eingeführt wurde, verstand man noch genau, was Matthäus sagen wollte. Einer der bedeutendsten Päpste des ersten Jahrtausends, Leo der Große (Papst von 440-461), sagt in einer Predigt zu Epiphanie: „So lasst uns ... die beginnende Berufung der Heidenvölker in angemessener Freude feiern! ... Hat doch, wie Isais prophezeite, das Volk der Heiden, das in Finsternis sass, ein großes Licht gesehen ... Über diese Völker spricht derselbe Prophet zum Herrn: Die Heiden, die dich nicht kannten, werden dich anrufen, und Völker, die von dir nichts wussten, zu dir ihre Zuflucht nehmen ... Diesen Tag besang David in seinen Psalmen mit den Worten: Alle Völker, die du geschaffen hast, werden kommen und beten vor dir, o Herr ... Dies ist ja, wie wir wissen, der Fall, seitdem der Stern die drei Weisen aus ihren fernen Ländern herbeirief und zur Erkenntnis und Anbetung des Königs über Himmel und Erde führte." Schon zu Zeiten Leos überwog der Anteil von ehemaligen Heiden weit die ehemaligen Juden. Die Kirche wurde immer mehr zu einer Kirche aus den Heiden, die jährlich am Fest Erscheinung des Herrn kommt, um den neugeborenen König der Juden anzubeten.

Auch wir ...

Mit einem alten Gebet sagen katholische Christen auch heute noch, dass sie in die Schar der Heidenvölker gehören, die in den Weisen zum Kind in der Krippe kommen: „... durch den Stern, dem die Weisen gefolgt sind, hast du am heutigen Tag den Heidenvölkern deinen Sohn geoffenbart. Auch wir haben dich schon im Glauben erkannt." (Tagesgebet) Hier wird nun auch jenes Moment deutlich, das dem Fest den Namen Epiphanie = Erscheinen, Offenbarwerden gegeben hat: das Kind wird den Weisen als König offenbar. Das Erscheinen eines Königs in einer Stadt, seine Ankunft (lateinisch adventus), bedeutet für die Stadt Heil und Frieden. Geschenke werden verteilt, darunter zuhöchst das Privileg des römischen Bürgerrechts. Auf dem Hintergrund des Kommens des Herrschers in seine Stadt wird auch der gregorianische Eröffnungsgesang verständlich: "Seht, gekommen ist der Herrscher, der Herr. In seiner Hand ist die Macht und das Reich." (Ecce, advenit dominator Dominus: et regnum in manu eius et potestas et imperium. Vgl. Maleachi 3,1; 1 Chronik 19,12) Am Fest Epiphanie kommt Christus in der Gestalt des neugeborenen Königs in seine Kirche. Wie einst vom Einzug des Herrschers in die Stadt Heil und Frieden ausging, so sollen auch in der Feier der Liturgie Heil und Frieden vom Friedensherrscher Christi ausgehen und in das Leben ausstrahlen.

Gunda Brüske

Stichwort

  • Epiphanie: griech. für Erscheinen, Offenbarwerden
  • weihnachtliches Hochfest am 6. Januar
  • biblisch: Mt 2,1-12
  • gefeiert seit dem 4. Jh. (im Osten mit grosser Taufwasserweihe)

Praxis-Tipp

Ein Blick in die Agenda sagt uns, auf welches Datum Ostern fallen wird, doch das Aufschlagen der Agenda zeigt uns nicht, dass die hohen Feste der Christen zusammengehören. Deshalb ist der seit dem 4. Jh. geübte Brauch einer feierlichen Ankündigung der kommenden Hochfest am Fest Erscheinung des Herrn noch immer sinnvoll. Die Festankündigung kann nach dem Evangelium oder nach dem Schlusssegen erfolgen.

Festankündigung für 2022 mit Noten

Brauchtum

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Mittelalterliche Dreikönigsspiele in Frankreich kannten den sogenannten Bohnenkönig: Wer die im Kuchen (Dreikönigskuchen) eingebackene Bohne oder ein Figürchen fand, war für einen Tag König. Den Brauch übernahm man damals in der Westschweiz und im Wallis. Mitte des 20. Jh.s wurde er von Schweizer Bäckern wiederbelebt.

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