Ewiges Licht Was leuchtet denn daEs fällt gleich auf: In jeder Kirche, vor jedem Tabernakel, brennt ein kleines Licht. Was bedeutet dieses Ewige Licht und zu was lädt es uns ein? Eine liturgische Spurensuche. Etwas BekanntesLicht ist etwas, das für die Menschen elementar ist. Ohne Licht gibt es kein Leben, und alle Lebewesen sind automatisch zum Licht hin orientiert. Nicht umsonst hat das Licht in beinahe allen Religionen eine hervorgehobene Stellung. Oft wendet man sich nach Osten, zum Licht hin – denn von dort kommt das Leben. Etwas EinladendesWenn man eine Kirche betritt, scheint das Ewige Licht einen zu begrüssen und einzuladen. In seiner leise flackernden Unruhe spiegelt es oft die eigene innere Haltung wider – man kommt aus einem hektischen Alltag voller Gedanken und Sorgen in die Kirche. Das Licht lädt ein, zu verweilen, die Unruhe langsam von sich abgleiten zu lassen und sich auf den sakralen Ort einzustellen. EwigkeitscharakterJesus Christus ist das «Licht der Welt» (vgl. Joh 8,12), das ein für alle Mal angezündet wurde und nicht wieder verlöscht. Gottes Licht brennt ewig auf Erden, das Dunkel der Welt wird immer wieder von seiner Gnade durchbrochen. Als Symbol dafür schafft das Ewige Licht Raum, in dieses Mysterium einzutauchen. Die Kirche als ein Ort der göttlichen Gegenwart verweist mit dem Licht auch nach draussen. Durch diese Begegnung mit dem gegenwärtigen Christus gestärkt können wir danach in die Dunkelheit einer manchmal lichtlosen Welt gehen, um dort selbst zu leuchten. Einsam, wenn es weg istAn zwei Tagen im Kirchenjahr wird das sonst immer brennende Licht gelöscht: An Karfreitag und Karsamstag. Diese Lichtlosigkeit erinnert an die Finsternis bei der Kreuzigung und Jesu Schrei der Gottverlassenheit: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» (Mt 27,45f). Und auch daran, dass Jesus selbst «erloschen» ist, gestorben auf Golgatha. Es herrscht Gottesfinsternis. Eine Farbe der LiebeVorgeschrieben ist es zwar nicht, aber meistens befindet sich das Ewige Licht in einem roten Gefäss, das früher als Gefäss der Öllampe «Ampel» genannt wurde. Die Farbe ist nicht dem Zufall überlassen. Zum einen steht Rot in der liturgischen Tradition für das Blut. Damit symbolisiert das Licht erneut einen Zusammenhang mit Christus im Tabernakel, der sein Blut für alle vergossen hat. Auch die Bedeutung von Rot als Farbe der Liebe kommt im Gehäuse der Ampel zum Ausdruck: Durch die Liebe leuchtet uns Gott zu, «… denn der Herr ist dein ewiges Licht, zu Ende sind deine Tage der Trauer.» (Jes 60,20). Jan Bergauer, Theologiestudent in Chur (12.09.2019) Dieser Beitrag wurde unterstützt durch Mittel des Freundeskreises Liturgisches Institut. |
Stichwort
Zitat„Nach überliefertem Brauch hat beim Tabernakel ständig ein mit Öl oder Wachs genährtes besonderes Licht zu brennen, wodurch die Gegenwart Christi angezeigt und geehrt wird." Grundordnung des Römischen Messbuchs, Art. 316
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