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Hintergrund

Kirche sein im Feiern und Verstehen

Hintergrund

Kirche sein im Feiern und Verstehen

heilige oele thumbDie Heiligen Öle

Gesalbt mit dem Öl der Freude

Olivenöl nährt, pflegt und heilt – es ist ein wahres Lebenselixir. In der Liturgie macht es als Salböl göttliche Lebensfülle spürbar.

Am Gründonnerstag (oder an einem anderen Tag der Karwoche) segnet der Bischof die drei Öle, die in der Liturgie verwendet werden, in einem speziellen Gottesdienst, der Chrisam-Messe. An der feierlichen Liturgie in der Kathedrale nehmen Priester und Gemeindevertreter aus den verschiedenen Regionen des Bistums teil. Bei der Gabenbereitung tragen Diakone die Öle zum Altar, überreichen sie dem Bischof und bezeichnen sie laut mit Namen: „Das Öl für den heiligen Chrisam" – „Das Öl für die Kranken" – „Das Öl für die Katechumenen".

Zu Königen, Priestern und Propheten berufen – das Chrisamöl

Eine Salbung mit Öl tut gut, sie belebt den Körper und gibt neue Kraft. Das wissen die Menschen im Mittelmeerraum seit alters her. Als Maria von Bethanien Jesus die Füsse mit kostbarem Nardenöl salbt, tut sie ihm etwas Gutes und bringt ihm Zuneigung und Wertschätzung entgegen (Johannes 12,3).
Im Alten Testament unterstrich eine rituelle Salbung die besondere Würde und Verantwortung von Königen, Priestern und Propheten und zeichnete diese als von Gott Gesegnete und Beauftragte aus. Der eigentliche Gesalbte Gottes aber ist Jesus. Er macht die Worte des Propheten Jesaja zu seinen eigenen: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe." (Lukas 4,18-19).
Mit ihrer Liebestat weist Maria auf die Bedeutung Jesu als Gesalbten (hebräisch: Messias; griechisch: Christos) hin.

Das wichtigste Öl, das der Bischof am Gründonnerstag weiht, das Chrisam, gibt der Feier ihren Namen. Es wird vor allem bei der Taufe und Firmung (auch bei der Bischofsweihe und Priesterweihe) verwendet und erinnert an die Verbundenheit mit Christus, dem Gesalbten, dem wir durch die Taufe ähnlich werden. Im Weihegebet über das Chrisamöl spricht der Bischof: „Für alle, die wiedergeboren werden im Wasser der Taufe, mache diesen Chrisam zu einem Zeichen vollendeten Heiles und Lebens. ... Erhebe sie zur Ehre von Königen, Priestern und Propheten und bekleide sie mit dem Gewand ihrer unvergänglichen Berufung." Die Getauften sollen – gestärkt durch die Salbung des Geistes - zu einem Tempel werden, „der erfüllt ist vom Duft eines gottgefälligen Lebens". Diesen Gedanken aufnehmend, mischt der Bischof dem Chrisamöl reichlich Duftstoffe bei, hauptsächlich den Saft der Balsamstaude.

Heilsam für Leib, Seele und Geist – das Öl für die Kranken

Die Kirche hat es von Anfang an als eine ihrer Aufgaben gesehen, in der Nachfolge Jesu und seiner Jünger den Kranken die Hände aufzulegen, sie mit Öl zu salben und zu heilen. „Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben." Wie diese Aufforderung aus dem Jakobusbrief (5,14-15) zeigt, spielt beim Sakrament der Krankensalbung neben der natürlichen heilsamen Wirkung des Öls, mit dem Stirn und Hände gesalbt werden, das begleitende Gebet eine entscheidende Rolle.
So richtet der Bischof im Weihegebet die Bitte an Gott: „Sende deinen Geist vom Himmel her auf dieses Salböl herab. Als Gabe deiner Schöpfung stärkt und belebt es den Leib. Durch deinen Segen werde das geweihte Öl für alle, die wir damit salben, ein heiliges Zeichen deines Erbarmens, das Krankheit, Schmerz und Bedrängnis vertreibt, heilsam für den Leib, für Seele und Geist."

Stärkend auf dem Weg zur Taufe – das Katechumenenöl

Die Salbung mit Öl hat auch eine schützende und pflegende Funktion. Daran knüpft die Salbung mit Katechumenenöl an. Wer sich auf die Taufe vorbereitet, wird während dieser Zeit einmal oder mehrmals in einem Gottesdienst mit Katechumenenöl gesalbt. Die Salbung soll die Taufbewerber (Katechumenen) auf ihrem Weg zur Taufe bestärken und sie in der Abkehr von den Gewohnheiten des alten Menschen unterstützen. Darum betet der Bischof in der Chrisammesse: „Segne dieses Öl und gib den Taufbewerbern, die wir damit salben, Kraft, Entschlossenheit und Weisheit, damit sie das Evangelium Christi, deines Gesalbten, tiefer erfassen und die Mühen und Aufgaben eines christlichen Lebens hochherzig auf sich nehmen."

Nach der Chrisam-Messe kehren die Priester und anderen Gemeindevertreter mit den geweihten Ölen in ihre Gemeinden zurück, wo die Öle bei der Taufe in der Osternacht und in den Feiern der Taufe, Firmung und Krankensalbung während des Jahres verwendet werden. Die Chrisam-Messe bringt so die Verbindung der einzelnen Gemeinden mit dem Bischof und dem ganzen Bistum zum Ausdruck. In den Sakramentenfeiern aber sollen die Menschen spüren, dass Gott sie salbt „mit dem Öl der Freude" (Psalm 45,8).

 

Josef-Anton Willa

 

Stichwort

  • reines Olivenöl oder anderes Pflanzenöl
  • Chrisam (griech. = Salbung): für Taufe und Firmung, Bischofs- und Priesterweihe, Altar-, Kirchen und Glockenweihe
  • Balsam (hebr. = wohltuend, angenehm): duftender Saft der Balsamstaude, wird dem Chrisam beigemischt
  • Katechumenenöl: für die Salbung der Katechumenen (Taufbewerber)
  • Krankenöl: für das Sakrament der Krankensalbung

Geistlicher Impuls

Siegel des Heiligen Geistes

Der Name des Öls [Chrisam] ist wie sein Symbol, und in ihm ist der Name "Christus" geformt. Es erhielt den Siegespreis der Name des Öls, weil er der Schatten des Namens Christi ist. Denn auch der Herr der Jünger geleitete sie, da sie ausgesandt wurden, und wenn sie salbten und heilten, war im Öl insgeheim Christus dargestellt, und er vertrieb alle Leiden, wie auch der Fluss des Blutes im Saum des Mantels ihn sah und vertrocknete.

Das Öl ist ein Stab für die Greise udn auch eine Waffe für die Jünglinge. Es hält aufrecht die Kranken und ist zugleich eine Schutzmauer für die Gesunden. Eine Einheit und zugleich eine Vielfalt in seinen Hilfen. Es gibt den Altären die Salbung, und sie können die Opfergaben der Versöhnung tragen.

Jenes Öl ist nämlich ein Freund des Heiligen Geistes und sein Diener. Und wie ein Jünger folgt es ihm, der mit ihm Priester und Gesalbte kennzeichnete. Der Heilige Geist prägt mit Hilfe des Öls sein Zeichen seinen Schafen auf, wie ein Siegelring, der mit Hilfe des Wachses sein Bild prägt. Das unsichtbare Siegel des Geistes wird durch das Öl den Körpern aufgeprägt, die in der Taufe gesalbt und darin zu Gezeichneten werden.

Ephräm der Syrer (+ 373), Hymnen de virginitate IV und VII