Wesentlich sowohl als Grundlage der Tagung als auch für das Weiterdenken danach waren die Inputs der Referentin Daria Serra-Rambone und der Referenten Benedikt Kranemann, François-Xavier Amherdt, Patrick Renz und Samuel Behloul.

Darüber hinaus bestimmten drei Elemente die Tagung:

Café „Vielfalt“

Angeregt durch die World-Café-Methode kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kaffeehausatmosphäre ins Gespräch über Themen wie Eucharistie, Weihnachten, Kirchenmusik, Erstkommunion, Andachten, Kirchenraum, Ordnung und Freiheit in der Liturgie, Verhältnis von Laientheologen und Priestern. Unter anderem wurde dabei überlegt, was in diesen Bereichen besser gemeinsam als getrennt gemacht oder gefeiert werden kann.

Good-Practice-Wettbewerb

Im August schrieb das Liturgische Institut einen Wettbewerb aus zu gelungener gemeinsamer liturgischer Feierpraxis von Pfarreien und anderssprachigen Missionen. Aus den eingesandten Projekten wurden fünf ausgewählt, die anlässlich der Tagung von den jeweiligen Vertreterinnen und Vertretern vorgestellt wurden. Anschliessend standen diese den Tagungsteilnehmerinnen und –teilnehmern für Fragen und Auskünfte zu den Projekten zur Verfügung. Schliesslich waren alle eingeladen, ein Projekt zum Sieger des Wettbewerbs zu küren, der mit 500 Fr. dotiert war. Auch wenn nur ein Projekt gewinnen konnte, gab es doch sehr viel mehr Gewinnerinnen und Gewinner, nämlich alle, die sich von diesen Projekten zu gemeinsamen Feiern in ihren Gemeinden inspirieren lassen. Im Folgenden stellen wir die einzelnen Projekte kurz vor:

Gemeinsamer Herz-Jesu-Freitag in Herz-Jesu, Zürich-Wiedikon
Generationen-Chorprojekt Sri Lanka - Schweiz in Olten, St. Marien
Gemeinsame Feier des 'Hohen Donnerstag in Gut Hirt in Zug
Gemeinsam das Fest der Auferstehung feiern in St. Anton, Zürich

Die meisten Punkte der Tagungsteilnehmer erhielt schliesslich ein Angebot der spanischsprachigen Mission in Zürich, das als Teil des Projekts „Interkulturelle Katechese“ in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Religionspädagogik im Kanton Zürich entstand. Ausgangspunkt war die Frage, wie spanischsprachige Katholikinnen und Katholiken ermutigt werden können, an deutsch- oder mehrsprachigen Gottesdiensten teilzunehmen. So wird seit einigen Jahren monatlich in der vertrauten und geschützten Atmosphäre der Kapelle der spanischsprachigen Mission eine Messe auf Deutsch gefeiert, bei der spanischsprachige Katholiken mit der Liturgie in dieser Sprache vertraut werden. Das Projekt ist aber nicht nur interkulturell, sondern auch generationenverbindend, denn – wenn möglich – werden die Lesungen von Jugendlichen der zweiten oder dritten Generation in akzentfreiem Deutsch gelesen.

Projektsiegerin: "Misa in alemán" Spanischsprachige Mission, Zürich
Hier finden Sie einen Pressebericht über das Projekt.

Gottesdienste während der Tagung

Ein weiteres wichtiges Element der Tagung waren die Gottesdienste, die verschiedenen Modellen folgten und jeweils mehrsprachig gefeiert wurden. Das Mittagsgebet am 29.1. war inspiriert vom Mittagsgebet in der Pfarrei St. Peter und Paul in Zürich und überwiegend auf Italienisch und Deutsch. Die Eucharistiefeier am Abend folgte dem Modell der gemeinsamen Messe der deutschsprachigen und polnischsprachigen Gemeinde in Herz-Jesu Zürich Wiedikon, wobei es u.a. mehrere Gesänge gab, die von der versammelten Gemeinde gemeinsam mit einem tamilischen Chor auf Tamil gesungen wurden. Das Morgengebet am 30.1. war nach dem Vorbild des Morgengebets in Taizé gestaltet, mit vielen Gesängen aus Taizé und einem Psalm, der in fünf Sprachen gebetet wurde. Der Abschlussgottesdienst schliesslich wurde vorbereitet von der englischsprachigen Mission in Zug und war überwiegend auf Englisch. Dabei trug die sorgfältig geplante Kirchenmusik, das gemeinsame Singen, in verschiedensten, auch vollkommen unbekannten Sprachen, zum Gemeinschaftsgefühl in den Feiern bei. Alle Gottesdienste zeigten auf, wie gemeinsame Liturgie gelingen kann, waren aber nicht einfach Modelle, die vorgeführt wurden, sondern wirklich gemeinsame Feiern der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Tagung. An der Eucharistie am Montagabend nahmen ausserdem noch eine grosse Gruppe Tamilien und Mitglieder der polnischen Gemeinde teil, die anschliessend alle zum gemeinsamen Nachtessen eingeladen waren.

Ein Fazit

Die Tagung bot die Möglichkeit sich gegenseitig kennenzulernen, über das je eigene Verständnis von Liturgie ins Gespräch zu kommen und gemeinsam zu überlegen, was man zusammen machen kann. Es wurden konkrete Modelle für gemeinsame Feiern vorgestellt und auch gefeiert. Es wurden Fragen gestellt, manche davon beantwortet, andere blieben offen. Vor allem die Frage nach der Katholizität, und damit der Einheit in der Vielfalt der Kulturen, Sprachen und letztlich der Menschen wird immer eine Herausforderung bleiben. Hier konnte die Tagung nur ein Anfang sein, die liturgische Dimension dieser Frage mit ihren Schwierigkeiten, aber auch mit ihren Chancen speziell in den Blick zu nehmen. Von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde der Wunsch geäussert, weiter an diesem Thema zu arbeiten. Eine schöne Erfahrung war, dass trotz der offenen Fragen gemeinsame Gottesdienste (schon) möglich sind, schön sein und Gemeinschaft stiften können.

Martin Conrad