Tauet, Himmel, den GerechtenKaum eine Werktagsmesse ist so beliebt wie die Rorate-Messe. Die warme Stimmung der vielen Kerzen tut wohl. Wer denkt dabei noch daran, dass es eine Marien-Messe ist? Gottesdienst am frühen MorgenGanz früh am Morgen sind Jung und Alt aufgestanden und haben sich im Kirchenraum versammelt. Gemeinsam feiern sie einen adventlichen „Rorate-Gottesdienst". Es wird auf elektrisches Licht verzichtet, nur das Flackern der Kerzen erhellt den Raum und trägt zur besonderen Stimmung bei. Das Licht der Kerzen strahlt Geborgenheit aus, draussen ist es noch ganz dunkel und eisig kalt. „Rorate-Gottesdienste" sind beliebt, gerade auch bei jungen Christen. Doch „Rorate-Gottesdienst" feiern heisst mehr als einfach in eine Atmosphäre der schönen Gefühle zu tauchen und den Tag mit einer meditativen Stunde zu beginnen. Denn da ist der Ruf „Rorate caeli desuper, et nubes pluant justum!", der diesem Gottesdienst seinen Namen gegeben hat. Messe zu Ehren MariasVon seinem Ursprung her ist der „Rorate-Gottesdienst" eine Messe, die zu Ehren der Gottesmutter Maria gefeiert wird. Dies gilt es neu zu entdecken, dies dürfen wir uns neu bewusst machen! Jede Messfeier kann mit einem Eröffnungsvers eingeleitet werden. Die Messe zu Ehren Marias im Advent, aber auch die Messe vom vierten Adventssonntag, beginnt mit den Worten „Rorate caeli ...". Diese Verse sind aus dem Buch des Propheten Jesaja entnommen: Die mütterliche Erde als Bild für MariaDie Erde wird sich öffnen und das Heil hervorbringen. Denn die Erde, die mütterliche Erde, ist ein Bild für Maria, die der Welt den Heiland geboren hat. Maria, hat den Sohn Gottes in ihrem Schoss empfangen. Daran erinnern wir uns neun Monate vor Weihnachten am Hochfest Verkündigung des Herrn am 25. März und daran erinnert die Liturgie der Kirche immer wieder im Advent, besonders in einem Kehrvers der Tagzeitenliturgie: „Der Engel sprach zu Maria: Gegrüsset seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen". Maria hat sich für den Willen Gottes geöffnet und liess die Vision des Propheten Jesaja Wirklichkeit werden: „Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor". Ihre Zustimmung ist für die Heilsgeschichte von grosser Bedeutung. Und gerade an dieses freudige Ereignis denkt die Kirche wenn sie Maria ehrt, wenn sie im Advent eine „Rorate-Messe" feiert. Die zweifache Dimension der AdventszeitDie Adventszeit hat eine zweifache Dimension: Die Kirche bereitet sich auf das Geburtsfest des Herrn vor und vertieft gleichzeitig ihre Erwartung der zweiten Ankunft Christi: „Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten." (Vgl. Glaubensbekenntnis) Die Adventszeit ruft in Erinnerung, auf die zweite Ankunft Christi vorbereitet zu sein. Wie in der Österlichen Busszeit werden auch im Advent violette liturgische Kleider getragen. Violett ist die Farbe der Busse und der Umkehr. Wie in der Österlichen Busszeit, wird im Advent das Gloria der Messfeier nicht gesungen. Weil die Adventszeit jedoch auch von der Freude auf das Geburtsfest Jesu Christi durchdrungen ist, fällt im Gegensatz zur Österlichen Busszeit der Halleluja-Ruf vor dem Evangelium nicht weg. Jesus Christus, das Licht der WeltMessen zu Ehren Marias können im Advent bis zum 16. Dezember gefeiert werden. Ab dem 17. Dezember bis zum Weihnachtstag feiert die Kirche keine solche „Rorate-Messen" mehr. Denn diese Tage gelten der unmittelbaren Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Dass das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria („Maria Empfängnis") in die Adventszeit auf den 8. Dezember fällt, hängt damit zusammen, dass dieses Fest neun Monate vor dem Fest „Maria Geburt" vom 8. September gefeiert wird. Das erste Marienfest nach Weihnachten wird jedoch bereits schon am 1. Januar, am achten Weihnachtstag gefeiert. Denn immer wieder ehren wir im Kirchenjahr Maria, die Gottesgebärerin, und denken voller Dankbarkeit an die Menschwerdung Christi, die wir durch die Botschaft des Engels erkannt haben und die der Prophet Jesaja angekündigt hat: „Seht, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären. Sein Name ist Immanuel, Gott mit uns." (Jesaja 7,14) Jürg Stuker
|
Stichwort
Praxis-Tipp"Kinderrorate" Am Freitag im Advent halten wir anstelle der Messe ein eigenes „Rorate-Gebet für Kinder". Die Bezeichnung haben wir gewählt, um einerseits an das beliebte traditionelle „Rorate" anzuknüpfen, andererseits aber auch deutlich zu machen, dass dieser Gottesdienst eine eigene Form hat, die die Kinder nicht überfordert. In der Gestaltung dieses gemeinsamen Gebets finden sich Elemente des Rorate: der frühe Zeitpunkt, es gibt nur Kerzenbeleuchtung; anschliessend halten wir das gemeinsame Frühstück. Inhaltlich knüpfen wir in der Regel an das Tagesevangelium an, weitere Elemente sind bekannte Gesänge und ein frei gestaltetes meditatives Gebet. Alles in allem dauert das „Rorate-Gebet für Kinder" ca. 20–25 Minuten. Diese Form erfreut sich grosser Beliebtheit. Gerald Gump, Pfarrer in Schwechat aus: praxis gottesdienst 11/2009 Lesetipp
Das Buch enthält eine gute Einführung sowie 36 Modelle für Rorategottesdienste und zusätzliche Materialien. In den Modellen werden die Lesungen der Adventszeit sowie Tagesgebete aus dem Messbuch verwendet, anderes ist neu: Kyrie-Rufe, Predigt-Impulse, Fürbitten etc. Die Modelle stellen jeweils ein Thema der Adventszeit ins Zentrum. |