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Hintergrund

Kirche sein im Feiern und Verstehen

Hintergrund

Kirche sein im Feiern und Verstehen

Der Monat Mai – ein Monat für Maria

Der Mai als Marienmonat entwickelte sich seit etwa dem 17. Jahrhundert. Der Rosenkranzmonat Oktober ist ein weiterer Marienmonat. Wir glauben an den dreieinigen Gott - warum findet dann ein Marienmonat im Mai statt?

Von vielen Feiern zum einen Monat

Eine erste Antwort gibt die Kirchengeschichte. Im Lauf der Zeit entwickelten die Gläubigen in verschiedenen Ländern vielfältige Formen der Marienverehrung, z. B. die Mariengebete und -andachten, die vor allem im Mai gebetet bzw. gefeiert wurden. Die volkstümlichen Marienanlässe im Mai nahmen ab dem 17. Jahrhundert an Bedeutung zu und wurden nicht mehr punktuell, sondern im ganzen Monat gefeiert. Aus dieser Tradition bildete sich der Marienmonat Mai, der seit dem 19. Jahrhundert ein fester Brauch im Jahr ist und 1965 in der Enzyklika «Mense Maio» die offizielle Anerkennung vom Papst Paul VI. erhielt.

Maria als Wegweiserin zu Jesus

Die marianische Ikonografie zeigt ein wichtiges Detail der jungen Frau aus Palästina. Sie wird fast immer mit ihrem Sohn dargestellt und das ist kein Zufall. Viele Marienikonen und -statuen zeigen das Motiv der Mutter, die mit der Hand auf das Jesuskind zeigt. Maria erhält bei diesem Motiv die Bezeichnung «Hodigitria», «Wegweiserin». Nicht sie ist die letzte Etappe des Weges zur Heiligung und zur Heilung, sondern Jesus.

Dieser Leitgedanke der Kunst erleichtert den Weg zur Liturgie, in der der Glaube zur Feier wird. Die Kirche verehrt Maria nicht nur im Mai und im Oktober, sondern mehrmals durch Feste, gebotene und nicht gebotene Gedenktage im Kirchenjahr. Der Kern des Kirchenjahres liegt in Jesus Christus selbst. In seinem aussergewöhnlichen Übergang vom Tod ins Leben hat die ganze Liturgie ihre Quelle. Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, nahm dank einer Frau seine menschliche Gestalt an, dank Maria aus Nazareth. Maria darf verehrt werden, weil sie die Mutter Gottes war und den heutigen Menschen den Weg zu Jesus zeigt. Die Marienverehrung soll im Grunde genommen eine Christusverehrung sein, weil Maria als Mutter auch heute die Gläubigen an Jesus erinnert, sie zum Glauben  motiviert sowie ihrem Sohn die Anliegen und Bitten der Betenden zuträgt.

Mutter und Sohn in liturgischen Texten

Von der Vielfalt der liturgischen Texte, die sich mit Maria befassen, seien einige genannt. Immer findet an den Marienfesten der enge Zusammenhang von Maria und ihrem Sohn Ausdruck: «Die Geburt des Erlösers aus Maria war für uns der Anfang des Heiles …» (Tagesgebet am 8.9.), «Gruss dir, heilige Mutter, du hast den König geboren, der in Ewigkeit herrscht über Himmel und Erde.» (Eröffnungsvers am 1.1.), «Barmherziger Gott, durch die Geburt deines Sohnes aus der Jungfrau Maria hast du der Menschheit das ewige Heil geschenkt.» (Tagesgebet am 1.1.), «Herr, unser Gott, am Fest der seligen Jungfrau Maria, die wir als Mutter deines Sohnes und Mutter der Kirche bekennen …» (Schlussgebet am 1.1.), «Allmächtiger Gott, du hast die Jungfrau Maria zur Mutter deines ewigen Sohnes erwählt. Du hast auf deine niedrige Magd geschaut und sie mit Herrlichkeit gekrönt.» (Tagesgebet am 15.8.)

Weitere Texte bezeichnen Maria als «die Morgenröte des Heiles und das Zeichen der Hoffnung für die ganze Welt» (Schlussgebet am 8.9.) und verweisen auf ihr Vorbild für die Mitfeiernden sowie auf ihre Rolle als Fürsprecherin: «[Allmächtiger Gott,] höre auf ihre Fürsprache und nimm auch uns in deine Herrlichkeit auf, da du uns erlöst hast durch den Tod und die Auferstehung deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus …» (Tagesgebet am 15.8.).

Der vielschichtige Gehalt der Liturgie im Hinblick auf Maria erleuchtet den Marienmonat Mai. Sowohl im Gebet des Einzelnen als auch in der gemeinsamen Feier steht Maria für die Gläubigen wie ein Leuchtturm, der immer das Ziel hat auf ihren Sohn zu weisen.

                                                                                                                                                                                                            Davide Bordenca

Ursprünglich erschienen im Pfarreiblatt der katholischen Pfarrei Niederurnen-Bilten 5/2023, S. 2f.