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Musik

Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

Musik

Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

dietrich bonhoeffer thumbLiedimpuls 1 - Vertrauen in das neue Jahr

"Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiß an jedem neuen Tag."

Dietrich Bonhoeffer (gestorben am 9. April 1945)

Katholisches Gesangbuch, Lied: 554, Gebet: 374.5
Reformiertes Gesangbuch 550
Christkatholisches Gesangbuch 959.3

Worte, die sich nicht verbrauchen; Worte, die wir brauchen, am Abend, am Morgen, am Anfang und am Ende eines Jahres, wenn Leben beginnt und wenn Leben endet. Trost, Ruhe, Zuversicht, Geborgenheit, Vertrauen sprechen daraus. Und doch, man spürt, dass der Autor dieser Zeilen einen Weg zurückgelegt hat, bis er zu dieser Gewissheit gefunden hat. Dietrich Bonhoeffer, evangelischer Pfarrer, Universitätsdozent, als Mitglied der Bekennenden Kirche im Widerstand gegen Nazideutschland, sitzt seit 18 Monaten in Untersuchungshaft, als er am 19. Dezember 1944 seiner Braut einen Weihnachtsbrief schreibt, der ein Gedicht mit sieben Strophen enthält. Die siebte ist die bekannteste. Alle sind persönlich. Bonhoeffer spricht in der ersten Strophe seine Braut und seine Familie an: „So will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.“ Er beschönigt nicht, was hinten ihnen liegt: „Noch will das alte (Jahr) unsre Herzen quälen.“ Er blendet auch den Tod nicht aus, mit dem er jederzeit rechnen muss: „Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern“ – und will ihn doch zusammen mit den Seinen annehmen „aus Deiner guten und geliebten Hand“. Das Gedicht wird zum gemeinsamen Gebet, zur Bitte um Freiheit: „Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen! Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.“ Weihnachten. Engel. Gute Mächte. Sie bergen ihn und die Seinen. Die Gefängnismauern können sie nicht trennen. An seine Braut schreibt er im selben Brief: „Aber ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, je stiller es um mich herum geworden ist, desto deutlicher habe ich die Verbindung mit Euch gespürt. Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen. So habe ich mich noch keinen Augenblick allein und verlassen gefühlt. Du, die Eltern, Ihr alle ... seid mir immer ganz gegenwärtig.“ Diese besondere Verbundenheit legt Bonhoeffer am Ende seines Gedichts in Gottes Hände. „Gott ist bei uns“. Das gilt auch uns – an jedem Tag in diesem neuen Jahr.

Das Lied zum Hören auf Youtube

Gunda Brüske