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Musik

Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

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Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

Kloster Ilanz Pfingsten thumbLiedimpuls 9 – Der Heilige Geist und das "Standing" der Christen

"Komm herab, o Heilger Geist,
der die finstre Nacht zerreisst,
strahle Licht in diese Welt.."

Pfingstsequenz (um 1200)

Katholisches Gesangbuch 493 / 483 / 484

Das Gleichmass dieser Dichtung aus dem 12. Jahrhundert ist im gregorianischen Choral wie ein Schreiten. Wer nicht nur irgendwie geht, sondern schreitet, richtet sich auf. Auch dieser Gesang richtet den auf, der meditierend mitgeht.

Pfingsten ist nicht das Fest einer Person des dreifaltigen Gottes, denn die Liturgie feiert die göttlichen Personen nicht getrennt voneinander. Pfingsten ist die Vollendung von Ostern: Der im Grab gelegen hatte, Jesus, wird aufgerichtet zu neuem, endgültigen Leben. Der nicht nur aufrecht steht, sondern weiter emporsteigt zu Gottes, der sendet den Heiligen Geist, die österliche Gabe. Der dynamische Zug nach oben dauert seit Pfingsten an: Die Kraft zum geraden, aufrechten Stehen von Christinnen Christen ist Gabe des Heiligen Geistes.

Das entfaltet die Dichtung „Komm herab, o Heil’ger Geist“. Alle Strophen Gesangs verkünden sein lebendiges Wirken. Der Geist wird angerufen jener, der die Armen liebt, gute Gaben gibt, jedes Herz erhellt. Es ist Tröster, Gast, der Herz und Sinn erfreut. Worin sein tröstendes und erfrischendes Wirken besteht, kommt in drei Gegensätzen zum Ausdruck: In der Arbeit ist er Ruhe, in der Gluthitze Kühlung, in Leid und Tod ist er der Trost. Sein Wirken ereignet sich nicht fern von den Menschen, vielmehr tritt er in die Situationen von Arbeit, Hitze und Traurigkeit als milde, lindernde Gabe ein.

Die Dichtung spricht aber auch von schwierigen Situationen, in denen der Lebensfunke nicht mehr glüht. Die Wirklichkeit wird als dürftig erfahren, ein Mensch ist verwundet, in seiner Existenz verhärtet, hat sich vom Weg entfernt, ist einsam. Gerade aus diesen Belastungen heraus wird der Geist angerufen. Nichts ist beschönigt, doch alles ist getragen von Zuversicht in den herbeigerufenen Geist: „Komm herab, o Heilger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.“

Vom Heiligen Geist, vom Menschen und der Wirkung des Geistes handelt also diese Dichtung. Silja Walter fragt: „Der pfingstliche Mensch, was ist er für einer? Ich denke eindeutig: Der Mensch der Seligpreisungen, der Bergpredigtmensch. Das ist doch Jesus! Der Mensch, in dem er durch seinen Heiligen Geist, den Pfingstgeist, weiter Mensch werden will. Und dieser Jesusmensch ist der Arme im Geist, der Wehrlose, der Friedensstifter, der mit lauterem, selbstlosem Herzen, der Mensch, der den Menschen liebt wie sich selber.“

Das Lied zum Hören auf Youtube (gregorianisch)

Zum ausführlichen Artikel "Der Heilige Geist und das "Standing" der Christen"

Gunda Brüske