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Musik

Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

Musik

Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

der hoerende thumbLiedimpuls 13 – Aufeinander hören

„Schweige und höre,
neige deines Herzens Ohr,
suche den Frieden."

Michael Hermes OSB (1979) nach der Benediktsregel

Katholisches Gesangbuch 600

Text und Musikform stimmen bei diesem Kanon in selten erreichten Mass überein. Es sind essentielle Worte christlicher Spiritualität, die der Wiederholung und der harmonischen Einübung bedürfen.

In einem Kanon ereignet sich Mehrstimmigkeit, obwohl alle dasselbe singen. Weil sie es aber zeitversetzt tun, ergibt diese Melodie einen zwei-, oder dreistimmigen Harmoniesatz. Es entsteht Harmonie – vorausgesetzt, alle hören aufeinander. Denn es braucht nicht viel, um das ganze zum Wackeln zu bringen. Er darf deshalb auch nicht zu lang und kompliziert sein.

Diese Form lädt in besonderer Weise dazu ein, kurze, wesentliche Glaubensaussagen zu vertonen, ist sie doch selbst schon ein Bild fürs Kirchesein: Harmonisch-mehrstimmige Einfalt.

Unser Kanon besteht aus einem Satz mit vier Aufforderungen. Schweige und höre. Damit fängt alles an. Erst danach kann eine weitere Stimme einsteigen. Der Text von Michael Hermes OSB zur Musik von Terrye Coelho entstammt dem Prolog der Benediktsregel. Sie dient seit dem 6. Jahrhundert Tausenden Klostergemeinschaften als evangeliumsgemässe Lebensregel. Dadurch ist sie zur wohl einflussreichsten spirituellen Richtschnur des Abendlandes geworden. Benedikt insistiert auf dem Schweigen und dem Hören: dem Aufeinanderhören. Das Wort Gehorsam trägt diese Bedeutung zwar noch in sich. Es läuft aber immer wieder Gefahr, einseitig pervertiert zu werden: hier die Befehlenden – dort die Gehorsamen. Das biblische Menschenbild ist ein anderes. Jeder Mensch ist nach dem Bild Gottes geschaffen und einzigartig. Jeder Mensch hat dieser Welt etwas zu sagen. Deshalb soll ich mich ihm öffnen. Die eigentümliche Metapher wird jetzt klar: Meines Herzens Ohr ist diese aktive, wache Offenheit, die ich jedem Menschen entgegenbringen soll, da er mich und die Welt bereichert. Diese Haltung führt letztlich zum Frieden. Denn sie ermöglicht Kommunikation. Und Kommunion.

Peter Spichtig 

Das Lied zum Hören auf Youtube