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Praxis

Kirche sein mit aktiver Beteiligung

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Kirche sein mit aktiver Beteiligung

WGF Schöpfungszeit thumbSchöpfungsZeit in der röm.-kath. Kirche

Das Feiern der SchöpfungsZeit gewinnt auch in der römisch-katholischen Kirche an Bedeutung. Die Ortskirchen feiern in der SchöpfungsZeit die Beziehung zu Gott, dem Schöpfer, und setzen sich zugleich für Umweltgerechtigkeit ein.

Der ökumenische Charakter der SchöpfungsZeit spricht alle Konfessionen an – auch die römisch-katholische Kirche. Papst Franziskus setzt sich sehr für die Schöpfung ein. Er hat sie in verschiedenen Dokumenten thematisiert, erstmals ausführlich in der Enzyklika «Laudato si» von 2015, in der der Papst zuerst die Zerstörung der Schöpfung und anschliessend die Schöpfung und ihre Gefährdung theologisch behandelt hat. Weiter hat Papst Franziskus ein konkretes Zeichen für die Schöpfung gesetzt, als er im Jahr 2015 den 1. September als «Weltgebetstag zur Bewahrung der Schöpfung» eingeführt hat. Denselben Zeitraum widmen auch die Orthodoxen seit 1989 der Schöpfung. Papst Franziskus erhoffte sich durch die Einführung des Weltgebetstages, dass die Katholikinnen und Katholiken gemeinsam mit den anderen Konfessionen an die Schöpfung denken.

Die Schöpfung gehört dem Schöpfer

Seit 2015 erlässt Franziskus jährlich eine Botschaft zum Weltgebetstag zur Bewahrung der Schöpfung. Aus den Botschaften der letzten Jahre lassen sich wichtige Aussagen zur Förderung der SchöpfungsZeit herauslesen. Die Schöpfung gehört nicht den Menschen, sondern Gott, dem Schöpfer. Wenn die Menschen die Schöpfung bewahren und pflegen, können sie dadurch Gott erkennen und sich selbst als Teil der Schöpfung wahrnehmen. Die SchöpfungsZeit ist das Zeitfenster, in dem alle Menschen die enge Verbindung zwischen ihnen, Gott und der Schöpfung verstärken können. Franziskus versichert uns, dass Gott uns liebt und nie alleine lässt. Darum sollen die Menschen sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen: «Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu schützen, schliesst die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können» (LS 13).
Im Jahr 2021 hat Franziskus die Botschaft zum Weltgebetstag zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomeos I., und Justin Welby, dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury geschrieben. Damit hat er ein klares Zeichen gesetzt, dass die SchöpfungsZeit alle Christen und Christinnen vereinen soll. Zudem hat der Papstim Jahr 2021 die SchöpfungsZeit stark hervorgehoben, weil gleichzeitig die Klimakonferenz COP26 stattfand.

Internationale Initiativen der röm.-kath. Kirche für die SchöpfungsZeit

Die röm.-kath. Kirche feiert die SchöpfungsZeit weltweit vielfältig. Es ist unmöglich, alle Aktivitäten zu erwähnen. Im Folgenden finden sich Beispiele aus früheren Jahren. Die Enzyklika «Laudato si» hatte international eine grosse Wirkung. Nach ihrer Veröffentlichung entstand das «Global Catholic Climate Movement», das heutige «Laudato Si Movement». Diese Bewegung setzt sich für die SchöpfungsZeit und die entsprechenden ökumenischen Initiativen ein. Beispielsweise gab das «Laudato Si Movement» 2021 den «Liturgical Guide» und den «Celebration Guide» des «Season of Creation Steering Committee» heraus. Im gleichen Jahr schaltete die Website der Bewegung zwei YouTube-Videos der Kardinäle Turkson und Tagle auf. Beide luden ein, die SchöpfungsZeit zu feiern. Der philippinische Kardinal Tagle ist selbst stark von den klimatischen Veränderungen betroffen und feiert als Bischof oft die SchöpfungsZeit. Für ihn ist die Schöpfungszeit «eine liturgische Zeit, um die Schönheit der Schöpfung … im Gebet zu feiern».

Internationale SchöpfungsZeit: Auf die Schöpfung hören

In vielen Ländern hat die aktuelle SchöpfungsZeit den Slogan «Listen to the Voice of Creation». Symbol ist der brennende Dornbusch (Ex 3, 1-12). Die italienische Bischofskonferenz empfiehlt als Vorbereitung auf die kommende SchöpfungsZeit, sich dem gemeinsamen Gebet, der Suche nach einem nachhaltigen Lebensstil sowie dem politischen und sozialen Engagement zu widmen.
Auch die Bistümer in Deutschland setzen sich für die SchöpfungsZeit ein. Bereits seit langem wird in Deutschland der ökumenische Tag der Schöpfung gefeiert. Er wird durch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen vorbereitet. Weitere Angebote für die SchöpfungsZeit in Deutschland sind beispielsweise ein ökumenischer Wandkalender, Laudato-Si-Wanderungen oder ein ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit.
Die SchöpfungsZeit wird auch in der röm.-kath. Kirche Österreichs gefeiert. Beispielsweise unterstützten die Diözesen 2021 die ökumenische Aktion «Wir RADLn in die Kirche», die sich der staatlichen Aktion «Österreich radelt» anschliesst, in der das Autofasten gefördert wird.

SchöpfungsZeit als wichtige Zeit für die römisch-katholische Kirche

Der päpstliche Einsatz, die zahlreichen Schöpfungsgebete und -gottesdienste sowie die dargestellten Beispiele zeigen, dass die SchöpfungsZeit in der römisch-katholischen Kirche immer wichtiger wird. Die Ortskirchen feiern in der SchöpfungsZeit die Beziehung mit Gott, dem Schöpfer, und setzen sich zugleich für Umweltgerechtigkeit ein, weil wir «die Dinge ändern können» (LS 13).

Davide Bordenca, Liturgisches Institut

Der Artikel wurde geschrieben für oeko.ch und herausgegeben in oeku-Nachrichten 2/2022