Skip to main content

 

Über uns

 

Kompetenzzentrum für Fragen des Gottesdienstes

Kompetenzzentrum für Fragen des Gottesdienstes

Eroeffnung LI TrottmannRobert Trottmann (1934-2023): Leiter des Liturgischen Instituts
Eine Würdigung von Martin Klöckener

Am 16. Januar 2023 verstarb in Baden AG der frühere Leiter des Liturgischen Instituts der Deutschschweiz, Dr. Robert Trottmann. Er leitete das Institut von 1968 bis 1972.

1934 in Zürich geboren, war Trottmann nach seiner Priesterweihe (1959) im Bistum Chur als Vikar in mehreren Zürcher Pfarreien tätig, wandte sich dann aber dem Weiterstudium mit einer Spezialisierung in der Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Trier (Prof. Balthasar Fischer) und der Universität Fribourg (Prof. Anton Hänggi) zu.

Leiter des Liturgischen Instituts

Auf Veranlassung der Schweizer Bischofskonferenz und auf Betreiben der Liturgischen Kommission der Schweiz war zu Konzilszeiten durch Hänggi 1963 das Liturgische Institut der Schweiz in Fribourg gegründet worden, an dem Trottmann ab 1967 zunächst als Sekretär wirkte. Nach der Verlegung des Instituts nach Zürich (1968) und seiner Ausrichtung allein auf die Deutschschweiz bis 1972 wurde er mit dessen Leitung beauftragt.

In diesen Jahren nahm er in verantwortlicher Position an der Umsetzung der Liturgiereform im deutschen Sprachgebiet teil. Zwar lag in der Regel die Federführung der Erneuerungsschritte beim Liturgischen Institut in Trier, doch hatte man von Beginn an das Ziel einer einheitlichen muttersprachlichen Liturgie für das ganze deutsche Sprachgebiet vor Augen. Daran hatte Trottmann einen wesentlichen Anteil, indem er die schweizerischen Anliegen kontinuierlich in den zuständigen internationalen Gremien einbrachte.

Die Schweiz als Gastgeber

Mit Rücksicht auf die Tatsache, dass die kirchlichen Vertreter der Diözesen in der damaligen DDR nicht in die Bundesrepublik Deutschland, wohl aber in die Schweiz ausreisen durften, spielte die Schweiz in jenen Jahren auch als Gastgeber für viele Arbeitssitzungen zur Entwicklung der Liturgie in deutscher Sprache eine bedeutende Rolle. So findet man den Namen von Robert Trottmann in manchen liturgischen Entwürfen und Behelfen jener Jahre, beispielsweise zur Heiligen Woche, zum Gottesdienst mit Kindern und an anderer Stelle; an vielen Vorlagen hat er ohne namentliche Nennung mitgewirkt.

Autor und Dozent

Bei der Zeitschrift „Gottesdienst“ war er von ihrer Gründung 1967 bis 1972 Mitglied der Redaktion und vertrat dabei die Schweiz. Gleich im ersten Heft dieser Zeitschrift erscheint er auch als Autor und beschäftigt sich mit der Farbe der liturgischen Gewänder in der Begräbnisliturgie. Von 1967 bis 1982 war er zugleich Dozent für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Hochschule Chur, wo er in seiner Lehre ebenfalls zur Vermittlung der Anliegen der Liturgiereform beitrug.

Einsatz in der Pastoral

Seine nicht immer stabile Gesundheit begrenzte ihn gelegentlich in seinen Aktivitäten. Dies führte dazu, dass er für rund ein Jahrzehnt unter anderem als Krankenseelsorger in Zürich und als Spiritual in einem Sanatorium in Arosa wirkte. 1984 wechselte er in das Bistum Aachen, wo er bis 1991 im diözesanen Liturgiereferat seine liturgische Fachkompetenz einbrachte. Anschließend kehrte er in seine Heimatdiözese Chur zurück und wurde von 1991 bis 1998 Pfarrer von Scuol in Graubünden; zugleich war er von 1992 bis 1998 Dekan des Dekanates Engadin und engagierte sich mit hohem Einsatz und klaren Positionierungen in den Diskussionen und Kontroversen, die um den Churer Bischof Haas entstanden waren. Seit 1998 lebte er im Ruhestand in Baden AG, übernahm aber viele Jahre lang noch weiterhin priesterliche Aushilfsdienste.

Promotion zu einem Thema der Schweizer Liturgiegeschichte ...

Trottmann war Zeuge einer bewegten Zeit in der Kirche. In seiner Dissertation, die er 1984 an der Universität Fribourg unter Leitung von Jakob Baumgartner abschloss und die zum Thema hatte: „Die eucharistische Liturgie in den Diözesen Basel, Konstanz und Chur seit dem Konzil von Trient bis zum Ende der napoleonischen Herrschaft“, befasste er sich mit der speziellen liturgischen Situation der Bistümer, die im Wesentlichen das Gebiet der heutigen Deutschschweiz abdeckten, zwischen dem 16. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts. In dieser liturgiegeschichtlichen Untersuchung arbeitete Trottmann für viele Fragestellungen die Spannung zwischen einer dogmatischen Betrachtungsweise der Eucharistie, wie sie seit dem Konzil von Trient charakteristisch war, und einem pastoralliturgischen Zugang heraus, wie er durch die Aufklärung und deren Auswirkungen auf die Liturgie, repräsentiert vor allem durch den Konstanzer Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg, typisch geworden war.

... im Interesse der Gegenwart

Auch wenn Trottmann sich einem historischen Thema zuwandte, war das Interesse von Problematiken der Gegenwart her motiviert, vor allem von den Auseinandersetzungen um die Rezeption der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in den Schweizer Diözesen. Die länger zurückreichenden Hintergründe dafür aufzuarbeiten, Kontinuitäten in den Fragestellungen darzulegen und aktuelle Fragen in die größeren geschichtlichen Zusammenhänge einzuordnen, hielt Trottmann in seiner Studie für angezeigt. Für die neuzeitliche Liturgiegeschichte der deutschschweizerischen Diözesen behält diese detailreiche und quellengestützte Untersuchung ihre Relevanz.

In weiteren kleineren Publikationen befasste er sich mit Fragen der Liturgiepastoral, wie zum Beispiel der sonntäglichen Eucharistiefeier, der christologischen Deutung des Stundengebets, der Firmung als Gemeindefeier und der realen liturgischen Praxis im Bistum Chur. Einen wichtigen Beitrag erbrachte er von 1988 bis 2000 zudem als Mitglied der internationalen Arbeitsgruppe „Kirchenjahr und Kalenderfragen“ bei der geplanten Revision des deutschen Messbuchs, die wegen sich wandelnder kirchen- und liturgiepolitischer Verhältnisse nicht zum Ziel kam.

Bis ins hohe Alter Mitglied im Arbeitskreis Schweizer Liturgiker und Liturgikerinnen 

Robert Trottmann konnte ein großzügiger Gastgeber sein, nahm aufrichtig am Geschick von Kranken und Leidenden teil und hat sein lebendiges Interesse an Fragen der Liturgie auch im Alter behalten, was sich nicht zuletzt an seiner beständigen Teilnahme an den Versammlungen des „Arbeitskreises Schweizer Liturgiker und Liturgikerinnen“ (AKL Schweiz) zeigte. Möge er nun auf ewig im „Haus des Herrn“ sein, wie es auf seiner Todesanzeige anklingt, die aus dem Ps 122 zitiert: „Ich war voller Freude, als sie mir sagten: Wir gehen zum Hause des Herrn.“

Prof. em. Dr. Martin Klöckener, 31.1.2023

Todesanzeige mit Curriculum Vitae